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Freitag, 4. November 2016

Türkei - Taurus - Göskutal

Der Tag kam als wir schweren Herzens den Süden verlassen mussten. Dies ausgerechnet an einem klaren, sonnigen, mit azurblauem Himmel ausgestatteten Tag. Die kurvenreiche Küstenstrasse bringt uns zuerst nach Silifke. Hier wagen wir unser Camionette gegen Norden auszurichten. Hier mündet auch der Fluss Gösku ins Mittelmeer. Die Strasse führt uns entlang des Gösku ins Hinterland, in die schroffe Bergwelt des Taurus mit seinen Ruinenstätten. Ein wenig nach Silifke entdecken wir das kümmerliche Denkmal des volkstümlichsten deutschen Kaisers Friedrich I. Barbarossa, wie er auch genannt wurde, war damals Verteidiger des christlichen Glaubens und war der Chef des Dritten Kreuzzuges. Der arme Kerl verstarb nicht ruhmreich und heroisch zu Pferd auf dem Schlachtfeld. Nein! Er ertrank jämmerlich in der Gösku. Vielleicht war die schwere Ritterrüstung zum Schwimmen nicht so ideal? Damit war auch der Dritte Kreuzzug 1190 zu Ende.

Etwas nach der Stadt Mut biegen wir rechts ab und wagen den Aufstieg zur antiken Klosteranlage Alahan. Es ist später Nachmittag und unser Camionette schnauft sich die steilen Serpentinen hinauf. Es ist eine Piste mit Asphaltbrocken, übersät mit tiefen Schlaglöchern und ausgewaschenen Querrinnen. Ein regelrechter Flickenteppich mit ausgefransten Rändern.

Weltfern, in luftiger Höhe an der schroffen Südseite des Bergmassivs von Isaurien klebt die dreischiffige Basilika Alahan aus dem 5. Jahrhundert. Wir entdecken das Christusmedaillon und die beiden Erzengel Gabriel und Michael, wobei der letztere der beiden über barbusigen Frauen thront…? Schön und gut erhalten präsentiert sich die Hauptkirche, es fehlt nur das Dach.

Auf dem kleinen, vorgelagerten Pistenparkplatz können wir das Camionette kaum wenden, es hat sehr wenig Platz. Talseitig geht es schroff nach unten. Mit dem Bewacher des Komplexes können wir uns schlecht verständigen. Wir versuchen ihm zu erklären, dass wir hier übernachten wollen. Entgeistert gibt er uns zu verstehen, dass es hier kein Wasser und keine Toiletten gibt. Während der Nacht sei er auch nicht hier. Er zeigt auf der anderen Talseite ein kleines Dorf wo er wohnt. Wir bleiben hartnäckig bis er seinen Vorgesetzten anruft. Dann hellt sich seine dunkle Miene unerwartet auf und er produziert etwas, was ein Lächeln hätte darstellen sollen. Das erste Mal in der Türkei erlaubt uns das Kultur Historische Ministerium die Übernachtung in einer antiken Anlage! In Gallipoli und Termessos hatte Robert noch auf Granit gebissen. 

Aber auch hier in Alahan sieht man leider die Vorbereitungsarbeiten für die UNESCO. Bald wird jeder einzelne Stein auf der ganzen Erde Weltkulturerbe sein. Zu diesem Zeitpunkt wird dann auch der noch so kleinste Furz mit zartem Knoblauchgeschmack Weltkulturerbe sein. Ein Riesenheer von Beamten wacht heute bereits über unendlichen Listen und jahrelangen Genehmigungsverfahren am Hauptsitz in Paris. Die UNESCO arbeitet natürlich nicht nur vom Hauptsitz aus, ihre Leute haben die Regierungen der einzelnen Mitgliedsstaaten bereits erfolgreich infiltriert. Hier stehen dann separate Budgets für sie bereit. Die operative Dynamik hat bei diesen gut honorierten Beamten schon lange den gesunden Menschenverstand ersetzt. Wahrlich eine Fehlentwicklung sondergleichen! Die UNO als Aufsichtsorgan dieser Unterorganisation versagt hier leider.

Die Aussicht in das weite Tal des Gösku ist vom Feinsten. Wir geniessen in dieser Abgeschiedenheit das wohlverdiente Abendessen, den guten, türkischen Rotwein und einen unvergesslichem Sonnenuntergang.


Am Morgen erwachen wir dafür mit 12 Grad im Wagen und 5 Grad draussen. Die angenehmen Temperaturen sind wie wegerodiert. Die Reise geht weiter. Wir überqueren den Sertavul-Pass. Von Karaman bis nach Eregli präsentiert sich eine schnurgerade, topfebene und brandneue, zweispurige Autostrasse. Die Landschaft erinnert uns an Namibia, die Temperaturen sind wieder angenehm. Es ist trocken und menschenleer. Für wen haben die Türken diese High-End-Superstrasse gebaut? Wir nähern uns einem weiteren Weltwunder der Natur im Herzen von Anatolien: Kappadokien


Camp Paradies in Anamur 30 Grad warm

gegrillte Pouletbrust, Bratkartoffeln und Salat aus dem Burggarten

Küste zwischen Anamur und Silifke

Festung Silifke

Göskutal mit dem Fluss Gösku
(hier hat Kaiser Friedrich I versucht mit der Ritterrüstung zu schwimmen)

Basilika Alahan, hoch in den Bergen



Zugang zu Alahan
(auf dem kleinen Plätzchen haben wir übernachtet)




wenig Platz für Camionette

Gebirgspiste zur Klosternalage Alahan

wie in Namibia
(zwischen Karaman und Eregli)

kleiner Weiler in diesem savannenartigen Nirgendwo

nur diese High-End-Superstrasse passte irgendwie nicht hierher

für diese hübsche Türkin suchen wir noch einen Bräutigam!

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