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Freitag, 2. Dezember 2016

Türkei - Nordostanatolien

Ein Monat im Iran und somit einen Monat Rückstand mit den Blogs. Unser Blog war gesperrt und zu Facebook hatten wir auch keinen Zugang.

Wir verlassen Kappadokien in Richtung Nordosten und lassen Sivas links liegen. Es ist hügelig, die Strasse ist gut und links und rechts säumen grosse Felder unseren Weg. Die lange Achse Erzincan über Erzurum nach Dogubayazit liegt vor uns. Wir durchfahren die landschaftlich atemberaubendsten aber auch rauesten Winkel der Türkei. Hier kann es im Winter bis auf minus (-) 40 Grad zurückgehen! Mächtige Gebirgsmassive, unendliche Hochebenen und enge Flusstäler begleiten uns beim Überqueren der 5 Passhöhen. Die Strasse bleibt ordentlich, doch manchmal sorgen tiefe Spurrinnen oder eine kräftige Bodenwelle für die notwendige Aufmerksamkeit und den nötigen Respekt. Campingplätze gibt es keine mehr. Die Temperaturen sind tagsüber so um 10 Grad, nachts geht es auf den Gefrierpunkt zu. Den Parkplatz einer Tankstelle mit schönem Restaurant wählen wir als ersten Übernachtungsplatz. Leider entpuppt er sich als verkappten Busbahnhof der Region. Ein Kommen und Gehen, unser Schlaf auch! Die ganze Nacht werden wir laut über die Ankunfts- und Abfahrzeiten informiert.

Bei der nächsten Übernachtung wollen wir unsere Ruhe haben. Nach Erzurum finden wir in den Bergen abseits einer Passstrasse in einem trockenen Flussbett unser Nachtlager. Es ist sehr ruhig dafür fallen ein paar Schneeflocken.

In den Tälern werden Kartoffeln, Zuckerrüben und riesige Kohlköpfe geerntet. Die grössten Kohle weisen einen Durchmesser von gut 80 Zentimeter auf! Ein Kartoffelsack zu 20 Kilogramm kostet CHF 3.30. Die Zuckerrüben Berge sind bis 8 Meter hoch und gute 20 Meter lang.

Die Leute auf dem Land sind mausarm. Die Behausungen sind teilweise in einem schrecklichen Zustand. Für das Heizen verwenden sie getrocknete Kuhfladen, Türme von diesen sehen wir zwischen den Häusern. Ich kann mich anlässlich meiner ersten Durchfahrt in 1979 an riesige Schafsherden erinnern. Heute scheint es mehr Kühe zu geben. Auch vermisse ich die riesigen „Türkischen Hirtenhunde“ die es damals mit 4 bis 5 Wölfen aufnehmen konnten.

Unsere letzte Station in der Türkei Dogubayazit liegt 40 Kilometer vor der iranischen Grenze. In diesem Nest deckt sich Maria mit Kopftüchern ein und Robert kriegt den besten Haarschnitt aller Zeiten verpasst. Der Ort war ganz früher ein Räubernest. Die Stadt wirkt heute ärmlich, schmutzig und vor allem improvisiert. Die ehemaligen Seidenhändler wurden durch Benzin- und Zigarettenschmuggler abgelöst. Die Siedlung schmiegt sich schüchtern an die Hänge des Ishak-Pascha-Palastes welcher einige Kilometer südöstlich auf einer Felsnase liegt. Die palastähnliche Burg strahlt eine vornehme und imposante Erhabenheit aus. Der Grundstein wurde von den Urartäer im 9. Jahrhundert vor Christus gelegt. Der kurdische Emir Ishak Pascha, reichgeworden durch Raubzüge und Wegezölle, verlieh dem Palast seine heutige Gestalt.

Wir campen direkt unterhalb der Burg bei Murat. Er führt dort ein Restaurant und eine saubere Picknick Anlage. Zudem ist hier auch der Overlander-Treff der Asienfahrer. Es ist zwar niemand da aber bereits nach einer Stunde gesellt sich ein grüner Mercedes Bus zu uns. Die Bayern, Susi und Sepp kommen direkt aus dem Iran. Sie geben uns gute Tipps und schenken uns unvorstellbare 20‘000 Rial. Wir können es kaum glauben und wollen das Geldgeschenk zuerst nicht annehmen. Vielleicht reicht es für ein Brot zwinkert Sepp uns mit den Augen zu.

Aus der biblischen Geschichte wissen wir, dass die Arche Noah am höchsten Berg der Türkei, dem Ararat, gestrandet ist. Die Arche sollte hier in den Bergen bei Uzengili liegen, der Ararat liegt aber eindeutig vor uns. Er ist mit 5‘137 Meter höher als jeder Berg in Europa! Am letzten Tag in der Türkei wurden wir fast eingeschneit, über 40 Zentimeter Schnee fanden wir am Morgen vor unserer Türe vor. In der ganzen Region fiel für 2 Tage die Elektrizität aus da der Schneesturm einen Strommasten umgezerrt hatte. Es ist unheimlich Dogubayazit für 2 Tage ohne Strom zu erleben! Nix läuft mehr. Wir sind glücklich, dass Camionette einen Vierrad-Antrieb hat und die Stollenreifen brandneu sind! Die Strasse war für normale Fahrzeuge geschlossen.

Ishak Pascha Palast in Dogubayazit
(40 Kilometer vor der iranischen Grenze)

vor Sivas


nach Erzincan

Nachtlagerplatz in den Bergen nach Erzurum

typisches Brot in Erzurum


typisches Dorf in den Bergen bei Erzurum

getrocknete Kuhfladen als Heizmaterial





Ishak Pascha Palast von unserem Camp aus



riesige Küche im Ishak Pascha Palast

jetzt noch harmlos - am anderen Morgen über 40 Zentimeter Schnee!

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