Nach
einer Woche mediterranem Urlaub in Side brechen wir weiter gegen Südosten auf.
Wir fahren durch eine unendliche Allee von Luxushotels. Viele stehen leer oder
sind nur spärlich besetzt. Die aktuelle Krise ist insbesondere bei den grossen
Hotels fühlbar. Nach Alanya hört der ganze Touristenspuk endgültig auf. In
Gazipasa wandelt sich die gute Autostrasse in ein enges, holpriges Küstengebirgssträsschen
welches uns in die Ausläufer des langen Bergzuges Toros Daglari (Taurus) bringt. Ab und
zu schimmert das tief königsblaue Meer bis zu uns hinauf. Wir sind auf guten
500 Meter Höhe und schauen fasziniert zwischen den Pinienwälder zur Küste
runter. Felsige Halbinseln, eine wild zerklüftete Küste mit etlichen, oft
schwer erreichbaren Sandbuchten und wildromantischen Berghöhen prägen die kaum
besiedelte Region. Unten in den Ebenen wird überall Muz angebaut. Muz sind
kurze, dicke Bananen. Ein alter Türke rät Robert keine solchen Bananen zu essen, da der Genuss zu nachhaltiger Impotenz führt...? Scheinbar wird ein von Spanien importiertes, gelbes und pulverartiges Düngemittel dem Giesswasser zugefügt. Endlich etwas welches die Vitalität in geordnete Bahnen lenkt! Der Türke hat Robert irritiert und voller Zweifel angesehen.
Wir
erreichen Anamur. Die Rosinen dieses blassen Landstädtchen sind das antike
Anamurium und der Buben- oder Männertraum: die Burg Anamur, Mamure Kalesi. Da konnten die Männer noch richtige Ritter sein! Es
ist eine zinnenbewehrte und mit 36 Türmen versehene Bilderbuchburg. Sie ist die
grösste mittelalterliche Burg der türkischen Küste. Ihre Geschichte geht bis
zur byzantinischen Zeit zurück, aber für ihr heutiges Aussehen waren die
armenischen Fürsten verantwortlich. Während den Kreuzzügen haben hier bereits die Kreuzritter Quartier bezogen.
Wir schlagen am Fusse der Mamure Kalesi im
paradiesischen Camp „Paradies“ unser Lager auf. Die Sicht auf die Burg ist einmalig. Am Abend spät treffen wir zufällig Recep am Strand, den liebenswerten Gärtner der Burg. Er führt uns am anderen Tag
kompetent durch das Gelände der Burganlage. Am Schluss gibt es, wie so oft,
türkische Gastfreundschaft in Form von Tee, knackigen Salaten aus dem Burggarten und eine
tiefrote Rose für Maria.
Bald
wird dies alles vorbei sein. Dann werden die Schergen der UNESCO ihre Ticket
Corner aufgebaut haben und Leute in Uniformen und Krawatten werden übersatte
Eintrittspreise „heuschen“ (Schweizer Dialekt). Die UNESCO erscheint uns leider immer
mehr als der überlange Arm der Tourismus Branche.
Wir
bleiben eine Woche am wunderschönen, einsamen Sandstrand von Anamur. Der Chef vom Camp
Paradies, Peder, 77-jährig, gesundheitlich angeschlagen, beklagt sich bei Robert lange und bitterlich über die nicht vorhandenen
Handwerker in der Türkei. Auch die neu aufgetauchten Syrer könne man "in der Pfeife rauchen", Peder spricht sehr gut deutsch. Iraker und Syrer werden in der Region despektierlich als Araber bezeichnet. Das Wehklagen zieht sich so lange hin, bis ihm Robert die Klempner Arbeiten um die
Küche durchführt sowie die Druckwasser-Ringleitung um den grossen Pavillon
repariert. Diese war vor kurzem von einem Syrer bei Grabungsarbeiten
durchgehackt worden.
Es fällt uns sehr schwer uns von "unserem" langen Sandstrand zu trennen da wir genau wissen, dass dann gleichzeitig die angenehmen, trockenen 30 Grad endgültig vorbei sein werden.
|
Küste etwas 50 Kilometer vor Anamur |
|
Anamur - Bananenanbau unter Plastik-Dächern |
|
...alles noch gut ! |
|
nur die Fotografin hatte die kommende Welle gesehen ! (Verräterin in den eigenen Reihen) |
|
osmanische Rindfleischpfanne |
|
fantastische Burg Anamur, Mamure Kalesi |
|
die Fotografin... |
|
weiter Sandstrand - nur für uns zwei alleine |
|
von der Burg zum Sandstrand |
|
rechts im Wäldchen steht Camionette im Schatten |
|
die Fotografin, lacht immer noch ! |
|
Innenhof der Burg |
|
...auch nachts sind wir unterwegs... |
|
vom Camionette aus, um 07'00 Uhr |
|
eine der schönen Blumen im Camp Paradies |
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen